„Der Verein bestand nur aus einem Schuhkarton mit Belegen“
ALBA BERLIN-Geschäftsführer Marco Baldi im Interview
Während seiner Studienzeit, als Basketball in Deutschland noch eine Nischensportart war, hat er selbst in der Bundesliga gespielt. Heute ist Marco Baldi Geschäftsführer des ALBA BERLIN Basketballteams. Im Interview mit der ALBA Group schaut er zurück auf fast 30 Jahre Vereins- und Erfolgsgeschichte.
Herr Baldi, Sie haben den Basketball-Verein von Beginn an mit aufgebaut. Heute gehört er zu den führenden in Deutschland und Europa. Wie haben Sie die Anfänge erlebt?
Als ich damals gefragt wurde, den Verein zu übernehmen, habe ich spontan ja gesagt. Ich wollte unbedingt nach Berlin zurück und habe ohne viel Nachdenken meinen Job in Stuttgart aufgegeben. Dann kam eine gewisse Ernüchterung: Der Verein bestand mehr oder weniger aus einem Schuhkarton mit Belegen und einem überzogenen Konto. Es gab gar keine Infrastruktur, keine Spieler und Sponsorenverträge. Es waren bis zum Saisonbeginn drei Monate Zeit, um ein Team zusammenzustellen und einen halbwegs funktionierenden Spielbetrieb aufzubauen.
Und wie lief es dann sportlich?
Wir sind völlig überraschend ins Finale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen. So ist dann auch unser damaliger Präsident Dieter Hauert auf uns aufmerksam geworden.
Wie kam in dieser Situation das Sponsoring durch ALBA zustande?
Um die Entstehung rankt sich ein gewisser Mythos. ALBA-Gründer Franz Josef Schweitzer wurde zwei Jahre zuvor von unserem damaligen Teamarzt „Doc“ Schmidt angesprochen, ob er dem klammen Klub aus der Patsche helfen könnte. Das war der Erstkontakt. Das Aufeinandertreffen von Dieter Hauert und FranzJosef Schweitzer 1991 halte ich für einen der wichtigsten Momente in der ALBA-Geschichte. Dieter Hauert als gestandener Berliner Kaufmann versprach Seriosität und Franz Josef Schweitzer stieg als Namenssponsor ein. Er bewies damit auch ein ausgesprochenes Marketinggespür.
Wie hat sich der Verein dann entwickelt?
Die Basis wurde damit gelegt, eine ordentliche Infrastruktur aufzubauen. Ob Geschäftsstelle, Ticketing oder Jugendarbeit: Alles musste etabliert werden. Das war einerseits sehr aufreibend, auf der anderen Seite bot es die Gelegenheit, neue Wege zu gehen und ein eigenes Profil zu entwickeln.
Hat ALBA BERLIN den Basketball in Deutschland populär gemacht?
Zumindest haben wir einen großen Beitrag geleistet, denn kein anderer Verein hat die Basketball-Bundesliga (BBL) in den letzten beiden Jahrzehnten auf und außerhalb des Spielfeldes so geprägt. Wir haben mutige Entscheidungen getroffen, für höhere Standards gekämpft, aber auch zig Nationalspieler entwickelt. Mittlerweile ist Basketball, was Gesamtbudget und Zuschauerzahlen betrifft, am Profi-Handball vorbeigezogen und wir konkurrieren mit Eishockey um den zweiten Platz hinter Fußball. Das sportliche, wirtschaftliche und infrastrukturelle Niveau in der BBL ist mittlerweile auch in Europa führend.
Hat man mit einem großen Sponsor wie ALBA als Verein noch genug Freiheiten?
Das Besondere an unserer Partnerschaft ist, dass wir uns als Einheit verstehen, seit 2006 ist das auch rechtlich so. Ich kenne keine andere Verbindung im Profisport, die sich durch ein derart hohes Vertrauen und Kontinuität auszeichnet. Axel Schweitzer war es immer wichtig, dass der Club auch auf eigenen Beinen stehen kann. Der Anteil von ALBA an unserem Gesamtbudget liegt zwischen 10 und maximal 25 Prozent. Das Entscheidende ist aber, dass wir uns auf allen Ebenen gegenseitig unterstützen und die Partnerschaft beide Seiten profitieren lässt. Beide Partner haben ein großes Interesse, dass es dem Anderen gut geht und verhalten sich auch entsprechend.
Wo geht es in Zukunft hin mit dem Verein?
Wir haben uns drei Prioritäten gesetzt. Die erste heißt: sportliche Exzellenz. Man kann zwar nicht immer gewinnen, aber wir wollen immer vorne dabei sein. Zweite Priorität: Wir wollen ALBA BERLIN im Wesentlichen auch durch unser in Deutschland einmaliges Jugendprogramm noch tiefer in der Gesellschaft verankern. Und drittens wollen wir unsere internationale Präsenz weiter stärken. Der positive Effekt der weltweiten Strahlkraft ALBA BERLINs wurde deutlich, als wir 2014 mit der ZhongDe Metal Group unseren ersten Trikot- und Hauptsponsor aus China präsentieren konnten. Unser Ziel ist es, dass wir uns auch wirtschaftlich weiterentwickeln. Dabei muss am Ende natürlich immer die schwarze Null stehen.