Recyling Flaschen

Faktencheck Recycling

Die 9 größten Irrtümer über Sammeln und Verwerten

Von Sinn und Unsinn bei der Abfalltrennung bis hin zu umweltgerechten Verpackungen — über Recycling und Kreislaufwirtschaft kursieren in der Bevölkerung viele Mythen, Gerüchte und Fehlinformationen.

Diese Zusammenstellung räumt mit den gängigsten Irrtümern auf und gibt spannende Fakten rund um die Kreislaufwirtschaft an die Hand.

1. Irrtum: „Es wird eh alles wieder zusammengeworfen.“

 

Richtig ist: Der getrennte Abfall bleibt getrennt! Zu Hause vorsortieren ist wichtig, denn sonst funktioniert der automatische Sortierprozess im Anschluss nicht. Fehlwürfe, also Abfälle, der nicht im dafür vorgesehenen Sammelbehälter landen, erhöhen die Kosten für Sammlung und Aufbereitung und vermindern die Qualität der recyclingfähigen Materialen. Besonders gefährlich sind Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus, bei deren unsachgemäßer Entsorgung enorme Brandgefahr besteht. Ausgediente Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus dürfen deshalb unter gar keinen Umständen im Hausmüll oder in der Gelben Tonne / im Gelben Sack entsorgt werden, sondern müssen an Sammelstellen im Handel oder im Wertstoffhof abgeben werden. Mehr Informationen dazu unter:  www.brennpunkt-batterie.de

Gut zu wissen: Abfalltrennung ist gut für die Umwelt und das Klima, denn sie spart CO2-Emissionen und wertvolle Ressourcen. Allein durch die Recyclingaktivitäten von ALBA konnten im Jahr 2020 3,5 Millionen Tonnen Treibhausgase und 28,8 Millionen Tonnen Ressourcen im Vergleich zur Neuproduktion eingespart werden.

2. Irrtum: „Es wird eh alles ins Ausland verschifft oder verbrannt.“

Infografik

Export von Leichtverpackungen aus Deutschland (2017), © ALBA

 

Richtig ist: Laut dem deutschen Verpackungsgesetz (VerpackG) müssen seit 2021 63 Prozent der Kunststoffverpackungen, 90 Prozent der Glas-, Eisen- und Aluminiumverpackungen sowie 90 Prozent der PPK (Papier/Pappe/Karton)-Verpackungen stofflich verwertet werden. Der überwiegende Teil wird in Deutschland und Europa verarbeitet. Weniger als ein Prozent der durch die dualen System erfassten Kunststoffabfälle wurde im Jahr 2019 nach Asien exportiert. (Quellen: bvse - Verpackungsgesetz und PowerPoint-Präsentation (verpackungsregister.org))

Die deutsche Kreislaufwirtschaft leistet einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz. Die Treibhausgasemissionen der Abfallwirtschaft sind seit 1990 um 77 Prozent gesunken – das ist der größte Rückgang aller im Klimaschutzgesetz aufgeführten Sektoren (Energiewirtschaft, Verkehr, Industrie, Land- und Forstwirtschaft, Gebäudebereich).(Quelle:Treibhausgas-Emissionen | Umweltbundesamt)

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3. Irrtum: „Alle Kunststoffprodukte gehören in die Gelbe Tonne / den Gelben Sack.“

Gelbe Tonne

Gelbe Tonnen, © ALBA

 

Richtig ist: In einigen Städten wie Berlin, Leipzig oder Braunschweig ist das erlaubt, weil es dort die Wertstofftonne gibt (in die man alle Gegenstände geben darf, die aus demselben Material wie Verpackungen sind). Die Wertstofftonne gibt es jedoch nur in etwa einem Fünftel des Bundesgebiets. Für die meisten Gegenden gilt also: In die Gelbe Tonne/ den Gelben Sack gehören ausschließlich Verkaufsverpackungen aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoffen (Verpackungen, die aus verschiedenen, miteinander verbundenen Materialien bestehen wie beispielsweise Getränkekartons).

Gut zu wissen: Beim Trennen ist es wichtig darauf zu achten, dass einzelne Materialarten voneinander getrennt werden. Beim Verwertungsprozess können so möglichst sortenreine Recyclingrohstoffe hergestellt werden. Konkret heißt das: Beim Joghurtbecher zum Beispiel ist es wichtig, den Deckel abzutrennen, bei Fleisch, Käse oder Aufschnitt die Folie vom Trägertablett abzureißen. Außerdem sollte der Abfall lose und nicht ineinander gestapelt entsorgt werden. Mehr Informationen zum Recycling und zur Abfalltrennung unter: www.muelltrennung-wirkt.de

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4. Irrtum: „Das Trennen nach Farben beim Altglas ist komplett irrelevant.“

Infografik

LKW für das Glas-Recycling, © ALBA

 

Richtig ist: Der Entsorgungs-LKW für das Altglas hat drei Kammern, die man allerdings nur von oben sehen kann. Beim Entleeren der Glascontainer kommt jede Glasfraktion in ihre eigene Kammer und wird nicht mit den anderen zusammengeschüttet. Für das weitere Recycling ist die Trennung nach Farben wichtig: Durch die Sortenreinheit kann eine hohe Qualität der Scherben gesichert werden. Dabei ist zu beachten: Blaues oder rotes Glas gehört immer in den Grünglas-Container, denn Grünglas ist in der Verwertung weniger empfindlich für Unreinheiten.

Gut zu wissen: Glas ist sehr gut recyelbar, denn es kann immer wieder neu eingeschmolzen und zu neuem Glas verarbeitet werden. Bei Verpackungsglas liegt die Verwertungsquote deswegen bei rund 85 Prozent. (Quelle: Umweltbundesamt, 2019)

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5. Irrtum: „In die Gelbe Tonne / den Gelben Sack gehören nur Verpackungen mit Grünem Punkt.“

Gelbe Säcke

Gelbe Säcke, © ALBA

 

Richtig ist: In die Gelbe Tonne/den Gelben Sack gehören alle Verkaufsverpackungen aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoff, egal ob mit oder ohne Grünem Punkt. Denn der Grüne Punkt ist nur noch ein Markenzeichen eines der in Deutschland aktiven dualen Systeme. Aktuell sind elf duale Systeme bundesweit zugelassen. Bis 2009 bestätigte der Grüne Punkt die Beteiligung des Herstellers an dem zugehörigen dualen System, jede Verkaufsverpackung, die unter die Verpackungsverordnung fiel, musste den Grünen Punkt tragen, sonst drohten dem Hersteller hohe Bußgelder. Seit 2009 besteht diese Kennzeichnungspflicht jedoch nicht mehr.

Gut zu wissen: Auch Verkaufsverpackungen aus Glas oder Papier sind im Rahmen des Dualen Systems in das Recycling zu geben. Dies erfolgt aber nicht über die Gelbe Tonne/den Gelben Sack, sondern nach Materialart getrennt über die entsprechenden Papiercontainer/-tonnen bzw. Glascontainer/-tonnen.

6. Irrtum: „Papiertüten sind besser als Plastiktüten.“

Infografik

Verbrauch von Plastiktüten, Deutschland 2018, © ALBA

 

Richtig ist: Die Ökobilanz von Papiertüten ist schlechter als die von Plastiktüten. Papiertüten sind nicht so stabil und können deshalb schlechter wiederverwendet werden. Auch durch die Herstellung der Papiertüten wird die Umwelt stark belastet. Deshalb gilt hier: Tüten und Beutel mehrfach nutzen! (Quelle: NABU, Plastiktüten-Verbot greift zu kurz)

Gut zu wissen: Der Verbrauch von Kunststofftragetaschen in Deutschland ist 2019 auf 1,7 Mrd. Stück gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr ging der Verbrauch um 14 Prozent zurück. Verglichen mit 2015 ist der Verbrauch sogar um 69% zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer GVM-Studie im Auftrag des Handelsverbands Deutschland (HDE). (Quelle: https://gvmonline.de/aktuelles)

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7. Irrtum: „Lebensmittelverpackungen müssen vor dem Entsorgen ausgespült werden.“

Wertstoffballen

Wertstoffballen, © ALBA

 

Richtig ist: Das stimmt nicht! Es genügt, wenn die Verpackungen „löffelrein“ sind. Beim Recyclingprozess werden die Wertstoffe ohnehin maschinell gereinigt. Das Abwaschen zuhause verschwendet daher nur Wasser und Energie. Lediglich grobe Verschmutzungen (also auch nicht entleerte Verpackungen) behindern die automatisierte Trennung in der Sortieranlage, weil die Aggregate in der Sortieranlage die einzelnen Stoffe nicht mehr so leicht erkennen können. Dadurch wird die Recyclingfähigkeit verschlechtert.

Gut zu wissen: Verschmutzte Pizzakartons hingegen gehören nicht in die PPK (Papier / Pappe / Karton)-Tonne. Nur sauberes Material darf im Altpapier entsorgt werden. Auch wichtig: Alte CDs oder Videokassetten gehören nicht in den Gelben Sack, die Gelbe oder die Wertstofftonne. Über spezielle Rücknahmesysteme, zum Beispiel im Einzelhandel, können CDs gut dem Recycling zugeführt werden.

8. Irrtum: „Abfallverwertung gehört zur Daseinsvorsorge und damit in kommunale Hand.“

Infografik

Anzahl an Deponien, Deutschland 2015, © ALBA

 

Richtig ist: Viele wichtige Investitionen in neue Technik tragen privatwirtschaftliche Unternehmen. 85 bis 90 Prozent der Sortier-, Schredder- und Aufbereitungsanlagen sind beispielsweise privaten Recyclingunternehmen zuzuordnen. Innovative Technik verbessert so stets die Genauigkeit bei der Sortierung und trägt durch immer bessere Systeme zum Umwelt- und Ressourcenschutz bei.

Gut zu wissen: In Deutschland gibt es 13. 876 Abfallbehandlungsanlagen. Die Zahl der Deponien ist seit dem Jahr 1970 dagegen um mehr als 98 Prozent zurückgegangen. (Quelle: Abfallentsorgungsanlagen - Statistisches Bundesamt (destatis.de))

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9. Irrtum: „So genanntes ‚Bio-Plastik‘ ist gut für die Umwelt, weil es schnell abgebaut wird.“

Bioplastik

Plastik im Kompost, © ALBA / Amin Akhtar

 

Richtig ist: Die Ökobilanz von biobasierten Verpackungen ist im Vergleich zu Verpackungen, die vollständig aus fossilen Rohstoffen bestehen, kaum besser. Das hat zwei Gründe: Zwar wird „Bio-Plastik“ schneller abgebaut als Kunststoff aus Rohöl-Plastik, jedoch dauert dieser Prozess mit rund einem Jahr viel zu lange für den Durchlauf in Vergärungsanlagen. "Bio-Plastik" wird damit zum Störstoff, der die Vergärung und Gewinnung von Biogas behindert. Außerdem sind die Sortieranlagen wegen der bisher geringen Mengen an "Bio-Plastik" nicht für das Aussortieren dieses Materials ausgelegt.

Gut zu wissen: Kunststoffe, vor allem Plastiktüten, sind häufig Störstoffe bei der Kompostierung von Bioabfällen. Um eine möglichst reibungslose Verwertung in den Vergärungsanlagen sicherzustellen, ist ein plastikfreier Bioabfall unerlässlich.